Mit Kaizen die Produktivität in Ihrer Produktion steigern

Es soll kein Tag ohne irgendeine Verbesserung im Unternehmen vergehen

In jedem produzierendem Unternehmen stellt die Produktion den Kernprozess des unternehmerischen Handelns dar. Eine Kombination unterschiedlicher Produktionsfaktoren dient dem übergeordneten Ziel, marktfähige Güter oder Dienstleistungen herzustellen. Für eine Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit ist die Steigerung der Produktivität eine kontinuierliche Aufgabe der Unternehmensführung. Hierfür stehen diverse Strategien zur Verfügung.

Die klassische oder traditionelle Strategie besteht darin, das betriebliche Leistungsergebnis (Input) bei reduziertem Ressourceneinsatz (Output) konstant zu halten. Oder umgekehrt den Output bei gleichbleibendem Input zu erhöhen. Diese Vorgehensweise funktioniert – allerdings lässt sie das bisherige Fertigungskonzept mit all seinen Defiziten unverändert. Andere Strategien setzen auf Produktivitätssteigerung durch kontinuierliche Überprüfung und Optimierung der Geschäftsprozesse.

Wir stellen in loser Folge unterschiedliche Konzepte zur Produktivitätssteigerung vor und beginnen mit einer Management-Philosophie, die das Denken in vielen Unternehmen revolutioniert hat: Kaizen.

Kaizen – Der „Wandel zum Besseren“

Die aus Japan stammende Kaizen-Philosophie wurde nach dem zweiten Weltkrieg von Toyota als Managementkonzept entwickelt und erstmals im Jahre 1986 im Westen bekannt. Masaaki Imai, der „Erfinder“ des Kaizens, machte in seinem Buch „Kaizen: Der Schlüssel zum Erfolg der Japaner im Wettbewerb“ das Konzept der kontinuierlichen Verbesserung bekannt. Das Prinzip lässt sich in einem Satz zusammenfassen:

Es soll kein Tag ohne irgendeine Verbesserung im Unternehmen vergehen!

Kaizen ist dabei weder eine Methode noch ein Werkzeug, sondern vielmehr eine Denkweise, die von allen Mitarbeitern im Unternehmen verinnerlicht werden soll. Wer Kaizen ausführt, ist fest davon überzeugt, dass es immer etwas zu optimieren, zu vereinfachen oder zu verbessern gibt. Aus vielen kleinen Veränderungen, die sich Tag für Tag ansammeln, werden für das Unternehmen große Erfolge erzielt.

Was sind die Leitprinzipien von Kaizen?

Kaizen beruht auf Leitprinzipien, die die gewünschte kontinuierliche Verbesserung sicherstellen sollen. So steht die Integration aller Mitarbeiter in die Kaizen-Philosophie im Fokus, genauso wie Teamarbeit und das Ergreifen von Maßnahmen, die der Korrektur der Grundursachen von Problemen dienen. Auch soll die aktuelle Situation erfasst und analysiert werden. Schließlich sollen gute Prozesse dafür sorgen, dass gute Ergebnisse geliefert werden.

Leitprinzipien von Kaizen

Was ist das Ziel von Kaizen?

Kaizen hat mehrere Zielsetzungen, die den Erfolg eines Unternehmens sicherstellen sollen. Eines der wichtigsten Ziele ist es dabei, von Anfang an Qualität zu gewährleisten. Damit dies gelingt, ist eine Standardisierung von Arbeitsaufgaben und das korrekte Befolgen selbst gesetzter Standards unumgänglich. Die Verschwendung von Zeit und Material muss vermieden werden und jeder Mitarbeiter sollte dazu befähigt sein, Schwachstellen eigenständig zu erkennen – und in der Folge zu beseitigen.

Ziele von Kaizen

Die fünf Grundpfeiler von Kaizen

Das Kaizen-Prinzip lässt sich in fünf grundlegende Handlungsorientierungen aufteilen:

  1. Prozessorientierung
  2. Kundenorientierung
  3. Qualitätsorientierung
  4. Kritikorientierung
  5. Standardisierung

Prozessorientierung: Für Kaizen stehen nicht die Ergebnisse, sondern Prozesse im Mittelpunkt. Dieser zentrale Punkt bedeutet vor allem, ablaufende Prozesse innerhalb eines Unternehmens genau zu dokumentieren und dadurch die Standards zu verbessern.

Kundenorientierung: Kaizen teilt Kunden in interne und externe Kunden auf. Interne Kunden sind dabei Kolleginnen und Kollegen, externe Kunden sind die Endverbraucher oder Anwender. Durch Teamarbeit und eine gemeinsame Lösung von Problemen unter Einbeziehung aller Fachbereiche soll jeder einzelne Mitarbeiter tieferes Verständnis für Prozessabläufe und den Bedarf der „internen Kunden“ entwickeln. Das Ziel: Eine kontinuierliche Verbesserung der Qualität.

Qualitätsorientierung: Jedes einzelne Produkt erhält eigene Qualitätsstandards. Das Unternehmen führt zusätzlich ständige Kontrollen der Qualität durch. Umfangreiche und leistungsstarke Messverfahren, wie sie insbesondere im Zuge der digitalen Transformation im Rahmen der Industrie 4.0 ermöglicht werden, stellen eine dauerhaft hohe Qualität der produzierten Güter sicher.

Kritikorientierung: Kritik an bestehenden Methoden und Maßnahmen ist bei Kaizen nicht nur erlaubt, sondern wird ausdrücklich gewünscht. Jeder Mitarbeiter eines Unternehmens ist dazu angehalten, Verbesserungsvorschläge einzureichen. Diese Vorschläge werden geprüft und bei Eignung in die Prozesse des Unternehmens integriert.

Standardisierung: Sobald eine Verbesserung eines Prozesses umgesetzt wird und sich als geeignet erweist, wird die Verbesserung als neuer Standard festgelegt und in Produktionsabläufe integriert. Erst wenn die Standardisierung vollständig abgeschlossen ist, beginnt der Ablauf erneut.

Ost vs. West: Warum Kaizen nicht problemlos auf westliche Unternehmen übertragbar ist

Kaizen setzt voraus, dass Verbesserungen aus dem gesamten Unternehmen kommen, jeder einzelne Mitarbeiter also seinen Teil dazu beiträgt. In der japanischen Gesellschaft ist das Kaizen-Prinzip tief verankert. Das dauerhafte Streben nach Perfektion und ein nahezu unerschütterliches Arbeitsethos, dauerhafte Veränderungen und Verbesserungen in allen Bereichen des Lebens – Japaner leben Kaizen von klein auf. Kaizen ist in Japan keine Managementmethode, sondern eine Lebensphilosophie. Im Westen sieht das kulturell bedingt etwas anders aus. Zwar stehen bei uns auch die Menschen im Mittelpunkt – allerdings sind zumeist nicht alle Mitarbeiter in einen Produktionsprozess eingebunden. Während in Japan Prozesse von „unten nach oben“ gelebt werden, stößt im Westen das Management eines Unternehmens Prozesse an, die „unten“ – in der Produktion – gelebt werden. Für Masaaki Imai, dem Begründer von Kaizen, liegen die Unterschiede in der Denkweise der Menschen. Während Japaner prozessorientiert denken, steht in westlichen Gesellschaften ein innovations- und ergebnisorientiertes Denken im Fokus. Das führt dazu, das Kaizen im Westen häufig als Technik verstanden wird, die sich „mal eben“ in nur wenigen Stunden lernen lässt. Der ganzheitliche Ansatz von Kaizen wird dadurch allerdings weder verstanden noch praktiziert.

Bei der Einführung von Kaizen ist vor allem die Führungsetage gefragt

Viele Anregungen von Kaizen können trotz der fundamentalen, kulturellen Unterschiede auch bei uns im Westen überaus erfolgreich wirken. Dafür ist aber unbedingt ein Umdenken der Chefetage nötig. Auch die Unternehmensspitze ist gefordert, jeden Tag etwas besser zu machen als den Tag zuvor – und vor allem müssen aus Mitarbeitern Mitdenker werden! Das setzt voraus, dass Aufgaben deutlich anders erledigt werden, als es das Management gewohnt ist. Drei Dinge sind es, die die Einführung von Kaizen fordert: Disziplin, Geduld und Zeit.

Die digitale Transformation: Die optimale Möglichkeit, Kaizen in ein Unternehmen zu integrieren!

Die digitale Revolution schreitet unaufhaltsam voran. Die intelligente Vernetzung von Menschen und Maschinen steigert nicht nur die „Overall Equipment Efficiency (OEE)“, also die Gesamtanlageneffektivität, sondern sorgt mit völlig neuen Möglichkeiten wie dem digitalen „Condition Monitoring“ eingesetzter Maschinen für kontinuierlich erhöhte Prozesssicherheit. Auch die vorausschauende Instandhaltung, auch Predictive Maintenance genannt, sorgt für dauerhaft hohe Qualität der gefertigten Güter bei gleichzeitig minimierten Stillstandzeiten der Maschinen. Durch digitale Möglichkeiten - wie z. B. unserer IIoT-Software da³vid - wird es jedem einzelnen Mitarbeiter ermöglicht, Einblicke in Produktionsabläufe zu erhalten – und so Teil des „Großen Ganzen“ zu werden.

Kaizen als Unternehmensphilosophie – im digitalen Zeitalter sicherlich auch für westliche Unternehmen eine probate und vor allem umsetzbare Möglichkeit, die eigene Wettbewerbsfähigkeit für die Zukunft zu sichern.

Topic: Produktivität in der Produktion steigern